Klimastreik und dann in den Urlaub fliegen?

Ja! Nachhaltigkeit hat viele Möglichkeiten. Nutze die, die zu dir passen.​

Klimastreik in Gütersloh, Fridays For Future

Am 25. September 2020 hatte Fridays For Future wieder zum großen Klimastreik aufgerufen. In über 450 Städten Deutschlands wurde auf die Veränderung des Klimas hingewiesen, auf die Auswirkungen aufmerksam gemacht und dazu aufgerufen, zu handeln!

Dabei fordern sie „nur“ die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels (zur Website: FFF-Forderungen). „Das Übereinkommen von Paris ist die erste umfassende und rechtsverbindliche weltweite Klimaschutzvereinbarung und wurde im Dezember 2015 auf der Pariser Klimakonferenz (COP21) geschlossen.“ (Quelle: EU)

Tim und ich waren in Gütersloh dabei und haben uns angehört, was Schüler und Eltern von Parents For Future zu sagen hatten. Trotz Corona und Kälteeinbruch eine sehr interessante Veranstaltung, die mich weiter motiviert hat, tims zukunft zu starten. 

Aber eine Frage blieb: Darf ich dort auftreten und den Klimastreik unterstützen, wenn ich eine Woche später in den Urlaub fliege – wohlwissend, dass sich meine CO2-Bilanz durch einen Flug erheblich verschlechtert – oder ist es Heuchelei und Greenwashing des eigenen Gewissens? Sind CO2-Emissionen doch ein wesentlicher Treiber des Klimawandels. 

"Nutze die Talente die du hast. Die Wälder wären still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen."
Henry van Dyke, US-amerikanischer Geistlicher und Schriftsteller

Frei interpretiert sagt mir das Zitat, dass man nicht perfekt sein muss, um eine Sache auszuüben. 

Wenn nur Leute streiken und sich für Nachhaltigkeit einsetzen würden, die zu 100 Prozent vegan leben, nie fliegen und nur ÖPNV und Fahrrad fahren und auch sonst alles aus nachhaltiger Sicht richtig machen, dann wäre es verdammt ruhig auf den Straßen. Greta und Co. hätten nicht diese mediale Aufmerksamkeit, die ihnen hochrangige Treffen ermöglichen. Folglich blieben sie ungehört.

Daher finde ich es wichtig, beim Streik Gesicht zu zeigen und auch zu zeigen, dass dort eben nicht nur Schüler und sogenannte Ökos mitgehen, sondern dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es ist eine Möglichkeit von vielen, Unternehmen und Politikern zu zeigen, dass sich etwas ändern muss. In Gütersloh waren zum Beispiel beide Bürgermeisterkandidaten (es liefen ja gerade die Wahlen) vor Ort.

Wie passt das mit "in den Urlaub fliegen" zusammen?

Flug Fuerteventura - tims zukunft

Reisen ist etwas, auf das ich wirklich nur sehr ungern verzichten würde. Es ist ein sehr wichtiger Bestandteil in meinem Leben, in meiner persönlichen Entwicklung.  

Ist es denn wirklich sooo schlimm? Fakten her: Der Flug nach Fuerteventura hat pro Person ca. 1.100 kg* CO2 verursacht. Zum Vergleich: Bei 6.000 km Jahresfahrleistung mit einem Mittelklassewagen entstehen auch rund 1.000 kg. Aktuell produzieren wir in Deutschland pro Kopf insgesamt rund 11.000 kg im Jahr. Da hat so ein Flug also ganz schön Gewicht.

(* Berechnung durch myclimate und atmosfair.)

Wenn ich auf meinen Flug nicht verzichten möchte, müssen folglich andere Hebel her.

Meine Ernährung ist zum Beispiel ein Hebel. Jeden Tag können wir hier aktiv zur CO2-Reduzierung beitragen, indem wir tierische Lebensmittel sowie Transport- und Lageraufwand reduzieren. Und wir erreichen noch mehr! Ein paar Beispiele:

Pflanzenmilch aus z. B. Hafer statt Kuhmilch -> weil bei der Herstellung viel weniger Wasser und CO2 verbraucht werden und kein Tier schlecht behandelt wird. Wenn du ein Milchlover bist, dann bitte bewusst einkaufen und nicht einfach die billigste Milch im Regal nehmen. Stiftung Warentest hilft bei der Auswahl.

– ausgewogene vegetarische Kost statt täglich mehrmals Fleisch -> oder bewusst zwei, drei Mal in der Woche ein gutes Stück Fleisch in Bio-Qualität oder vom lokalen Metzger – für weniger CO2 und mehr Tierwohl

Gemüseaufstriche oder Öl anstatt Butter -> auch so kann die ressourcenaufwendige und tierwohlmissachtende Milchproduktion reduziert werden

selbstgemachte Kartoffel-Wedges anstatt TK-Pommes -> die Kartoffeln am besten in Bio-Qualität, so hast du keine Pestizide in der Schale und kannst sie mitessen – spart lästiges Schälen 😉

saisonales und regionales Obst und Gemüse anstatt Importe -> manche Supermärkte kennzeichnen die Produkte entsprechend, sonst frag nach! Je mehr Interesse seitens der Verbraucher:innen besteht, desto eher werden Unternehmen handeln. Wenn du Zeit hast, geh auf einen Wochenmarkt. Die Verkäufer:innen geben dir gerne Infos zu ihren Produkten

Und das Schöne daran: Die meisten Tipps zum Umweltschutz in Sachen Ernährung kommen auch unserer Gesundheit zu Gute! Und dem Tierwohl auch. 

Ist die Ernährung ein starker Hebel? Ein paar Zahlen:

– Im Schnitt essen wir in Deutschland rund 60 kg Fleisch pro Jahr. An erster Stelle Schwein, gefolgt von Geflügel und Rind. 
– Pro Jahr ergeben sich dadurch rund 320 kg bis 450 kg CO2 pro Kopf (unterschiedliche Quellen)
– Insgesamt entstehen durch unsere Ernährung rund 1.700 kg CO2 pro Kopf. 
(Quellen: agrarheute und spiegel

Ich müsste also 3 Jahre komplett auf Fleisch verzichten, um meinen Flug zu kompensieren. Die (starke) Reduzierung von Fleisch ist also nicht die Lösung alleine, aber durchaus wirksam in Verbindung mit weiteren leckeren Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten (siehe oben) und anderen Maßnahmen.

Für meinen Flug möchte ich daher einen weiteren Hebel nutzen: Über unterschiedliche Plattformen wie z. B. atmosfair kann man den CO2-Ausstoß seines Fluges kompensieren. In meinem o. g. Beispiel sind dies 25 € – also gerade mal ein sehr kleiner einstelliger Prozentsatz des Reisebudgets. Das sollte doch drin sein, oder? Geht übrigens auch rückwirkend 😉

Und wie sieht es auf der Arbeit bei dir aus?

Die Corona-Einschränkungen haben für das Klima einige Vorteile mitgebracht. 

Zum Beispiel mehr Homeoffice und weniger Dienstreisen, folglich weniger Verkehr -> Du kannst dich dafür einsetzen, dass dies so weit wie möglich auch so bleibt, besonders hinsichtlich Flugreisen. Die letzten Monate haben uns gezeigt, was möglich ist, wenn man muss. Oder will. 

Nach Corona: Wähle bei Geschäftsessen ein vegetarisches Gericht. So zeigst du auch dem Restaurant, dass die Nachfrage besteht -> das Angebot wird größer -> es werden mehr Gerichte bestellt und weniger Fleisch konsumiert. Starte die positive Spirale mit einem kleinen grünen Schritt!

 

Fazit:

Also, Klimastreik und dann in den Urlaub fliegen? Ich bin der Meinung, dass es richtig war. Die Welt kann ich alleine nicht retten. Und du auch nicht. „Perfekt nachhaltig“ ist für viele nicht umsetzbar im Alltag. Aber das muss es auch nicht: Wir können ein Teil der Lösung sein, indem wir uns über die Entwicklungen und Möglichkeiten informieren und folglich unser Handeln nach und nach ändern. 

In Sachen Reisen kann man auch jede Menge für die Nachhaltigkeit tun. Coming soon 🙂 

Finde deinen Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Es gibt viele Ansätze. Lauf los mit kleinen grünen Schritten.

Schreibe einen Kommentar