Voll Banane - mit 8 € im Jahr weltweit großes bewirken

Die Banane… des Deutschen zweitliebstes Obst direkt hinter dem Apfel. Im Jahr essen wir rund 11,4 kg pro Kopf der leckeren gelben Südfrucht. Das führt dazu, dass jährlich über eine Millionen Tonnen nach Deutschland importiert werden – denn „saisonal-regional“ ist bei der Südfrucht natürlich nicht möglich.
Bei einem Durchschnittsgewicht von rund 140 g pro Banane sind das rund 82 Bananen im Jahr, also 1 bis 2 in der Woche. Das kommt mir sogar wenig vor, wenn ich überlege, wie viele Bananen wir in unserer Familie so essen.
Superfood Bananen
Und das nicht ohne Grund… super für Sportler oder im Büro als schnelle Energie, bei Kindern beliebt, eignen sich perfekt zum Backen als Zuckerersatz und sind dabei so gesund! Auch wenn sie viel Fruchtzucker enthalten, punkten sie vor allem mit Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium sowie Vitamin B6, welches eine Rolle im Eiweißstoffwechsel spielt. Kalium ist unentbehrlich für Muskeln, Nerven und das Herz.
Gut für uns! Doch wo kommt das Power-Paket eigentlich her? Und was bedeutet unser Verzehr für diese Länder?
Die Früchte in unseren Obstregalen kommen vorwiegend aus Anbaugebieten in Süd- und Mittelamerika. Im Jahr 2020 wurden rund 338.000 Tonnen Bananen aus Ecuador nach Deutschland exportiert. Damit war der südamerikanische Staat das wichtigste Herkunftsland der beliebten Südfrucht. Weitere Länder sind Kolumbien, Costa Rica und Panama. Ganz schön weit weg alle miteinander…
Damit die (konventionellen) Bananen den langen Transportweg gut überstehen und so makellos in unseren Supermärkten landen, „muss“ im Anbaugebiet einiges geschehen.
„Warnung! In diesem Bereich werden Luft- und Landanwendungen für Agrochemikalien durchgeführt. Der Zugang zu Farmen oder Plantagen ist strengstens verboten!“ – dieser Hinweis vor einer Bananenplantage in Costa Rica gibt einen traurigen ersten Einblick. (Quelle: Buch von Hannah Emde „Abenteuer Artenschutz“, S. 189 ff)
Die einzelnen Bananenstauden werden in große Plastiktüten gesteckt, um sie vor Insekten zu schützen.
Zusätzlich werden in diese Tüten Pflanzenschutzmittel – giftige Insektizide – gespritzt, um weitere Insekten abzutöten.
Fungizide, also Antipilzmittel, werden zusätzlich eingesetzt, um die riesigen und sehr anfälligen Monokulturen vor Pilzerkrankungen zu schützen.
Zwischen den einzelnen Bananen werden Styroporlagen gelegt, damit es keine Delle o.ä. gibt.
Plastikschnüre werden zusätzlich benötigt, um die überzüchtete Bananenpflanze zu halten, die ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen kann.
Damit wir also so perfekte Bananen kaufen können, wie wir Konsumenten sie erwarten, kommen in den Anbauländern extrem viel Plastik sowie giftige Chemikalien zum Einsatz. Die Biodiversität in und um die Plantagen wird komplett ausgelöscht und gesundheitliche Schäden der Arbeiter:innen und der Bevölkerung werden in Kauf genommen. Wir Konsumenten sind uns darüber wohl nicht so bewusst… oder verdrängen es auch ein Stück weit.
Okay, könnte man sagen, aber immerhin garantieren wir mit unserem Verzehr den Menschen vor Ort Arbeit und Einkommen. Könnte man meinen… „Ungerechte Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen prägen den Alltag von Beschäftigten auf Plantagen. Kleinbäuerinnen und -bauern leiden unter dem Preisdruck, der von Exporteuren, Importeuren und Supermärkten weiter gereicht wird.“ (Quelle: Fairtrade Deutschland)
Gibt es Alternativen? Bio und fair gehandelte Bananen
Wir als Konsumenten können einen Unterschied beim Kauf der Bananen machen, indem wir zu Bioprodukten greifen, die zudem fair gehandelt werden. Die guten Nachrichten: Der Anteil an Bio-Produkten und fair gehandelten Bananen wächst in Europa seit Jahren und eigentlich haben wir in jedem Supermarkt die Wahl.
Für uns Konsumenten ist es jedoch leider oft nicht so einfach, bei den ganzen Siegeln, Aufklebern und Co. durchzublicken. Daher hier kurz die beiden gängigsten Fair-Trade-Siegel gegenüber gestellt:

Fair Trade: Es gilt als sehr vertrauenswürdig und ist zugleich das am weitesten verbreitete Kennzeichen. Es ist ein Sozialsiegel: Kleinbauern und Kleinbäuerinnen erhalten hier einen garantiert kostendeckenden Preis für ihre Waren, auch wenn die Weltmarktpreise schwanken. Weitere Infos z. B. bei Utopia.

Rainforest Alliance certified: eingeschränkt empfehlenswert aber „Besser als nichts“ – dieses Siegel wird leider oft als „unzureichend“ kritisiert. „Daher reichen die Kriterien der Rainforest Alliance nicht an beispielsweise jene des Fairtrade-Siegels und des EU-Bio-Standards heran.“ (Quelle: Utopia)
Bezüglich Bio-Siegel habe ich bei Bananen am häufigsten die zwei folgenden gesehen:

Bio nach EG-Öko-Verordnung: Das staatliche Bio-Siegel steht für solche Produkte, die nach den Vorgaben der EG-Öko-Verordnung hergestellt wurden. Diese definiert Mindestkriterien für die Produktion von Lebensmitteln. So sind etwa im Landbau keine synthetischen Pflanzenschutzmittel, sogenannte Pestizide, erlaubt.

Europäisches Bio-Siegel: Das EU-Logo garantiert das Gleiche wie das deutsche Bio-Siegel, nämlich die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung (Quelle: BR).
Also gibt es hier keinen nennenswerten Unterschied. Beide sind jedoch deutlich besser für die Umwelt als Bananen aus konventionellem Anbau.
Vorteile und Pluspunkte Bioprodukte?
Da die eigentliche Frucht durch die Schale weitestgehend geschützt ist, liegen die größten Vorteile in den Anbauländern und dem Schutz unserer Umwelt:
• Verzicht auf chemische-synthetische Pestizide und Düngemittel
• Keine Gentechnik
• Schutz von Natur (Biodiversität) und Mensch (Gesundheit)
Vorteile und Pluspunkte Fairtrade

• Beschäftigte auf Fairtrade-Plantagen profitieren u.a. von festen Arbeitsverträgen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Mutterschutz, Überstundenregelungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Gewerkschaftsfreiheit etc.
• Fairtrade-Prämie, die direkt an die Prämienkomitees, also Arbeiter*innen, geht für z.B. Mikrokreditprojekte, Schulbildung, Pensionsversicherung.
Auch existenzsichernde Löhne? Tatsächlich noch nicht ganz… „Ab Juli (2021) erhalten Beschäftigte auf Fairtrade-Bananenplantagen mehr Geld. Arbeiter*innen müssen jetzt einen Grundlohn erhalten, der mindestens 70 Prozent eines existenzsichernden Nettolohnes entspricht.“ (Quelle Fairtrade)
Der sogenannte „Base Wage“ ist ein wichtiger Zwischenschritt zur Erreichung existenzsichernder Löhne. Denn obwohl in vielen Anbauländern staatliche Mindestlöhne gelten, sind diese längst nicht existenzsichernd. Über 12.000 Beschäftigte profitieren vom neuen Grundgehalt – etwa die Hälfte aller Fairtrade-Bananenarbeiter*innen weltweit. (Quelle: Unterhaltung auf Linkedin)
„Als existenzsichernd gilt ein Lohn aber erst dann, wenn er mehr als nur die Kosten für Grundbedürfnisse abdeckt wie Lebensmittel, Wasser, Wohnen. Dazu gehören Ausgaben für Bildung, medizinische Versorgung, Beförderungsmittel, Kleidung und Rücklagen: Solche Posten sind existenzsichernd – und da wollen wir hin. Dazu muss die gesamte Branche mitziehen: Politik, Industrie und die gesamten Lieferkette.“ Mehr Infos dazu bei Fairtrade Deutschland.
Fairtrade ist also ein sehr wichtiger und großer Schritt hin zu „gerechten“ Löhnen, auch wenn selbst dies aktuell noch nicht mit dem Kauf erreicht wird. Aber es liegt an uns Konsumenten, die höheren Preise mitzugehen und nicht das Billigste zu kaufen, um den Handelsunternehmen zu zeigen, dass wir bereit sind, die Verantwortung und die Kosten (mit) zu tragen.
Was kosten uns diese Mehrwerte?

Als Konsumenten haben wir die Wahl. Und z. B. Lidl spricht dies direkt in seinen Märkten an und bietet drei Bananenkategorien an:
• „Aus nachhaltigem Anbau und umweltschonender Produktion“ – Siegel Rainforest Alliance certified für 0,89 € / kg (die Kritik am Siegel – siehe oben – spiegelt sich also auch im Preis)
• „Fair produziert mit gerechten Löhnen in den Anbaugebieten“ – Siegel FAIRTRADE – für 1,39 € / kg
• „Fair produziert & Bio – zusätzlich ohne Einsatz von chemischen Pestiziden“ – Siegel FAIRTRADE, Bio nach EG-Öko-Verordnung und europäisches Bio-Siegel – für 1,59 € / kg
Bei Aldi Nord sieht es ähnlich aus:
• Rainforest Alliance certified für 1,09 € / kg
• FAIRTRADE und europäisches Bio-Siegel – ebenfalls für 1,59 € / kg
Im Combi-Markt zeigt sich die Stärke einer Marke, leider zahlt der Konsument hier nicht für eine nachhaltigere Qualität (oder besseren Geschmack – finde ich), sondern offensichtlich für den Markennamen:
• Rainforest Alliance certified für ebenfalls 1,09 € / kg
• Chiquita – ebenfalls „nur“ Rainforest Alliance certified für 1,99 € / kg (!!)
• Europäisches Bio-Siegel – ebenfalls für 1,99 € / kg
Alle Preise Stand August 2021, Standort Gütersloh -> Wie sieht es in deinem Supermarkt aus?
Für eine einzelne Banane (Bsp. Lidl) bedeutet das:
12 Cent vs. 19 Cent vs. 22 Cent
Im Jahr sind das (im Durchschnitt bei 82 Bananen): 10 € vs. 15 € vs. 18 Euro
Hand aufs Herz: Das sollte für jeden von uns machbar sein. Nur 8 Euro Mehrkosten im Jahr, womit du so viele positive Effekte unterstützt (siehe oben – Vorteile und Pluspunkte
Tipps für den Alltag - was kannst du tun?
• Die paar Euro Mehrkosten für Bio und Fairtrade sind es nach meinen Recherchen also auf jeden Fall Wert! Bitte achte beim Bananenkauf möglichst darauf.
• Kaufe auch mal einzelne Bananen, denn diese werden am Ende des Tages am häufigsten weggeworfen. (Lebensmittelverschwendung reduzieren)
• Greife auch gerne mal zu nicht perfekten oder sehr reifen Bananen. Sie eignen sich toll zum Backen als Zuckersatz – das Rezept für ein Bananenbrot findest du hier in meinem Blog – man kann sie unter Joghurts rühren oder mit anderem Obst und Gemüse zu einem leckeren Smoothie verarbeiten. (Sie werden ansonsten auch meist weggeworfen.)
• Bitte kaufe nur Bananen, die nicht extra in Plastikfolie eingeschweißt sind und bitte: Bananen müssen nicht noch mal extra in die dünnen Plastiktüten eingepackt werden. Ihre Schale ist ein super Schutz. Und wenn du sie doch in einen Beutel stecken möchtest, dann bringt am besten ein wiederverwendbares Obstnetz mit.
• Richtig lagern: Am besten luftig und nicht direkt neben Äpfeln, da diese die Bananen sehr schnell reifen lassen – außer natürlich, dies ist gewünscht, da sie noch grün sind
• Und gerade in den Sommermonaten, wenn das Angebot heimischer Obstsorten groß ist, kann man die Banane auch lecker ersetzen durch z. B. Erd- und Heidelbeeren, Kirschen und Co. Dies führt langfristig zu weniger Importen, die aufgrund der langen Reisezeit aus Süd- und Mittelamerika sehr CO2-intensiv sind.
Ich hoffe, du konntest aus diesem Beitrag viele Infos mitnehmen und dass ich dich ein bisschen zum Umdenken bzw. zum Drübernachdenken motivieren konnte. Lass uns gemeinsam die Welt ein bisschen besser machen. Für uns, für unsere Kinder und für unsere Umwelt.
Wer noch mehr zu dem Thema lesen möchte mit Schwerpunkt Handel / Fairtrade, dem empfehle ich ein interessantes Interview im Handelsblatt zwischen Lidl-Deutschland-Chef Oppitz und Fairtrade-Chef Overath (Artikel Handelsblatt).